Tannenduft und Lichterglanz vs. Pestizide und Biomüll

Tannenbaum aus Holz

Weihnachten ohne Tannenbaum? Geht das überhaupt? Schaut man zur Adventszeit in Deutschland in die Wohnzimmer der Menschen, dann heißt die Antwort wohl nein. Laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald stehen dort jedes Jahr zwischen 23 und 26 Millionen Weihnachtsbäume. Private Haushalte mit mehr als drei Personen stellen dabei mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % einen Tannenbaum auf. Nachhaltige Weihnachtsbäume aus Holz sind dabei selten zu sehen. Die Tradition des geschmückten Baumes, welche auf den heidnischen Brauch zurück geht Häuser zur Wintersonnenwende mit immergrünen Zweigen zu dekorieren, ist tief in unseren Herzen verankert. Dies ist ein Grund, weshalb Themen wie Pestizide und Umweltschutz in Bezug auf den Weihnachtsbaum gerne ignoriert werden.

Ein echter Tannenbaum

Wurden vor einigen Jahren noch 5-10 Jahre alte Fichten geschlagen, ist inzwischen die Nordmanntanne der beliebteste Weihnachtsbaum. Sie macht 70% der hier verkauften Weihnachtsbäume aus und wird vor allem in Dänemark in Spezialkulturen angebaut. Europaweit gibt es rund 120.000 ha Anbaufläche für Weihnachtsbäume. 25% davon fallen auf Deutschland. Da die Nordmanntanne hier nicht heimisch ist, müssen für den Anbau Zapfen aus Georgien importiert werden. Diese wachsen nur in den ältesten Bäumen, weshalb Kletterer sie aus bis zu 60 Metern Höhe pflücken. Viele von ihnen sind dabei ungesichert und verfügen weder über eine Krankenversicherung noch über eine Unfallversicherung. Aus diesem Grund sollte man einen Tannenbaum aus fairem Handel kaufen. Weitere Infos findet ihr auf der Internetseite der dänischen Organisation Fair Tree Fund.

Jeder Weihnachtsbaum ist etwa 35x mit chemischen Mitteln bespritzt worden, ehe er in die heimischen Wohnzimmer kommt.

– Greenpeace

Neben dem Saatgut ist auch der Anbau der Weihnachtsbäume entscheident. Bei ökologisch bewirtschafteten Kulturen wird auf Pestizide verzichtet und organischer Dünger wie Mist verwendet. Auch sind die Schlagrößen, auf denen die Bäume angepflanzt werden, meist kleiner. Eine aktuelle Übersicht, wo es in Deutschland FSC, Naturland oder Bioland zertifizierte Weihnachtsbäume zu kaufen gibt, findet ihr auf der Seite von Robin Wood.

Der NABU empfiehlt außerdem den Kauf von heimischen Fichten, Kiefern oder Tannen. Mit einer Nachfrage beim Förster oder Forstamt lassen sich auch Bäume im Wald finden, die nicht in Plantagen gepflanzt und gezüchtet wurden.

Am Ende landet der Baum am Straßenrand

Ein Problem bleibt allerdings und das ist die kurze Lebensdauer der geschmückten Bäume. Kurz nach Weihnachten landen sie auf der Straße und werden als Müll abtransportiert. In Berlin werden die Bäume geschreddert und in Biokraftwerken verbrannt, sodass Strom und Wärme erzeugt werden. Ungefähr 500 Haushalte können so ein Jahr lang versorgt werden. In anderen Städten werden die Bäume kompostiert. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Bäume nach Weihnachten abgeschmückt werden, denn Lametta verrottet nicht einfach.

Bäume im Topf

Die Idee ist gut: Kleine Tannenbäume für die Weihnachtsfeiertage im Topf kaufen, die man danach nach draußen pflanzen kann oder das Jahr über auf dem Balkon stehen hat und zum nächsten Weihnachtsfest wieder ins Wohnzimmer stellt. In der Praxis stößt man leider oft auf einige Probleme, denn viele Bäume aus dem Baumarkt verfügen nicht über genügend Wurzelwerk. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Zucht der Bäume. Auch hier werden viele in Monokulturen gepflanzt und mit Pestiziden behandelt. Wer sich für einen Baum im Topf entscheidet sollte deshalb auch darauf achten, dass der Baum aus fairem Handel und biologischer Herkunft stammt. Inzwischen gibt es sogar schon Tannenbäum, welche im Topf aufgewachsen sind, zum Mieten. Diese werden nach Weihnachten in den Wald gepflanzt.

Alle Jahre wieder…

Jetzt könnte man denken, dass ein Baum aus Plastik eine nachhaltige Alternative zum echten Tannenbaum darstellt, da man diesen ja jedes Jahr wieder aufstellen kann. Nicht ganz, denn der Plastikbaum produziert rund 48 kg CO2 bei seiner Herstellung, dem Transport und der Entsorgung. So müsste er mindestens 17x Heiligabend aufgestellt werden, bevor er mit einem natürlichen Baum mithalten kann. Dazu kommt, dass irgendwann auch der Plastikbaum zum Müllproblem wird und sich Kunststoff nicht zureichend recyceln lässt. Außerdem werden die meisten Bäume in Fernost mit fragwürdigen Inhaltsstoffen und unter schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt.

Weihnachtsbäume aus Holz

Die für mich nachhaltigste Lösung sind Weihnachtsbäume aus Holz. Diese kann man entweder mit etwas handwerklichem Geschick selber bauen oder kaufen. Im letzten Jahr gab es bei mir einen Tannenbaum aus Treibholz, welcher an der Wand hing. Zum Aufstellen eignen sich Bäume von Design Wien, tree4ever oder Dille&Kamille, welche aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammenden Holz hergestellt werden.

Wer nicht unbedingt einen kompletten Baum fürs Weihnachtsfeeling braucht, der kann auch einfach ein paar schöne Tannenzweige in eine Vase stellen und schmücken. Auch eine Zimmerpflanze lässt sich mit Lichterkette und Kugeln verzaubern.

Tipps für nachhaltige Weihnachtsgeschenke gibt es passend dazu in diesem Artikel.

Quellen:
1. Rüther, E. (1990). Weihnachtsbaumkulturen – Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung im ländlichen Raum. Entwicklung und Situation am Beispiel des Hochsauerlandkreises. 15(4): 11–12
2. Schutzgemeinschaft deutscher Wald
3. Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Biodiversität von Weihnachtsbaumkulturen in Mitteleuropa.
4. WWF
5. Greenpeace
6. Kremer, B. P. (2017) Weihnachtsbaum und Osterhase. Unsere Jahresfeste – biologisch betrachtet. Wiesbaden: Springer Verlag.
7. Berliner Stadtreinigung

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