Update von der Tiny House Baustelle

Tiny House Baustelle

Die letzten Wochen waren aufregend, anstrengend, neu und unglaublich schön. Ich habe zusammen mit meinem Freund in knapp 10 Wochen viel gelernt und mit jedem Tag sind wir unserem Traum vom Tiny House und Einzug ein Stück näher gekommen. Dabei ist die Restauration des alten Schaustellerwagens und der Bau eines Hauses mit so vielen kleinen und großen Arbeiten verbunden, dass ich sie hier gewiss nicht alle aufschreiben kann. Deshalb gibt es diesmal ganz viele Bilder, die das Wachstum und den Bau von Kurt (so haben wir unser Tiny House getauft) dokumentieren.

Woche 1

In der ersten Woche nach unserem Umzug von Hannover in ein kleines Dorf in Sachsen begannen die Tage auf der Baustelle eher holprig. Zu viel Papierkram musste noch erledigt werden, zu viele Umzugskartons standen in der Gegend rum und zu oft waren wir im Baumarkt, um das erste Material zu besorgen. Trotzdem konnten wir mit einigen Abbauarbeiten beginnen. So verlor der Schaustellerwagen zum Beispiel seine Dekobeleuchtung und einige Bemalungen. Stundenlang entfernten wir Nägel und Schrauben aus den Seitenwänden, inspizierten Roststellen und fertigten To-To-Listen an. Schnell war klar, dass nicht nur der gesamte Fußboden ersetzt werden muss, sondern auch einige Metallbleche an den kurzen Seiten des Wagens.

Woche 2: Alles muss ab!

Der sonnige August meinte es gut mit uns, sodass wir beim Arbeiten ordentlich ins Schwitzen kamen. Aber wir machten auch große Fortschritte. Den gesamten Fußboden hatten wir bereits entfernt. Außerdem wurden Metallplatten abgeflext und alle störenden Verstrebungen beseitigt. Zu der unbeliebtesten Aufgabe entpuppte sich das Entfernen sämtlicher Lackschichten auf den Außenwänden. Da in den letzten 40 Jahren immer nur neue Farbe aufgetragen wurde, ergab sich eine dementsprechend dicke Farbschicht.

Woche 3:

Es war ein unglaublich beflügelndes Gefühl nach drei Wochen Arbeit endlich nicht mehr nur abzubauen, sondern langsam mit dem Aufbau des Hauses beginnen zu können. Dafür bekamen die U-Stahlträger des Unterbaus zuerst eine Behandlung mit Rostschutzfarbe. Gleichzeitig müssten wir uns aber leider auch mit der Dachreparatur beschäftigen. Das alte Holz war an einigen Stellen extrem morsch, an anderen Stellen fehlte es komplett. Große Probleme bereitete uns ein 10 Meter langer Stützbalken, den wir ersetzen mussten. Glücklicherweise konnten wir ihn beim örtlichen Tischler in Auftrag geben.

Woche 4: Fußbodendämmung

Diese Woche stand ganz im Zeichen des Fußbodens. Zuerst bauten wir die unterste Schicht des Fußbodens mit Brettern wieder auf. Dann folgte zwischen den U-Trägern unsere Dämmung. Durch die Trägerstruktur veloren wir im Inneren des Wagens nicht an Höhe und konnten den Fußboden erstmal mit einer Schicht OSB-Platten abschließen. So weit so gut.

Woche 5: Die Dachreparaturen sind abgeschlossen

Pünktlich mit den ersten starken Regenschauern war unser Dach glücklicherweise dicht. Der lange Stützbalken wurde ersetzt und sogar schon um eine Regenrinne erweitert. Das Dach bekam seine erste Schicht Dachpappe und wir können nachts deutlich besser schlafen.

Woche 6: Die Seitenwandkonstruktion steht

Ein großes Stück weiter in Richtung Tiny House kamen wir mit der Konstruktion der Seitenwände. Plötzlich bekam man ein Raumgefühl im Haus, konnte durch die fehlenden Fenster gucken und noch einmal jeden Winkel ganz genau ausmessen. Unser fertiges Haus hatten wir vorher mithilfe eines Hausplaners am Laptop visualisiert. So bekamen wir eine Vorstellung von zum Beispiel der Tiefe der Küchenschränke oder auch den Abstand zwischen Tür und den benachbarten Fenstern. Das half uns bei der Konstruktion der Wände mit den entsprechenden Lücken ungemein. Alles zu unserer Planung und den Ideen zum Hausbau findet ihr in diesem Beitrag.

Woche 7: Jetzt ist es ein Haus

Die Seitenwände bekamen zum Schutz vor Schnee eine Außenfolie, vor die später unsere Holzverkleidung geblendet wird. In die Lücken konnten wir anschließend schon die ersten Holzfenster einsetzen und die Haustür einbauen. Es war anfangs ein komisches Gefühl nicht mehr durch die Wände gehen zu können. Ab jetzt ist unser Wagen wirklich ein kleines Haus mit schicken roten Fenstern. Die Fenster an den kurzen Seiten bauen wir erst in den nächsten Wochen ein, da hier noch im Innenraum eine entsprechende Holzkonstruktion fehlt.

Top 3 der Dinge, die wir in fast 2 Monaten Bauzeit gelernt haben:
1. Gutes Werkzeug ist Gold wert.
2. Bestellte Materialien kommen grundsätzlich zu spät.
3. Farbe ist unglaublich teuer und wir haben uns diesbezüglich komplett verkalkuliert.

Woche 8

Beim Anbringen der Holzverkleidung an den Seitenwänden zeigte sich wieder einmal wie gebogen der Unterbau unseres Schaustellerwagens doch ist. Das führte dazu, dass wir die untersten Hozlatten in Millimeterarbeit anpassen mussten. Hinter der Verkleidung konnten wir bereits mit dem Dämmen beginnen. Auch in unserem zukünftigen Wohn- und Schlafzimmer (von der Haustür aus links) kam es zu einigen Veränderungen. Die beiden Fenster wurden eingesetzt und der Fußboden sowie ein Teil der Seitenwände bereits gedämmt.

Woche 9

Nach der Vorderseite folgte die Rückseite. Auch hier haben wir erfolgreich unsere Hozverkleidung hochgezogen. Abschließend bekamen alle Fenster noch hübsche Zierleisten. Parallel dazu haben wir das Dach um eine zweite Schicht Dachpappe ergänzt. Jetzt ist es wintertauglich. Zuvor wurde noch schnell ein Durchbruch für das Ofenrohr geschaffen und dieses montiert.

Liste der kaputten Dinge:
– 2 durchgebrannte Kohlebürsten vom Winkelschleifer
– 5 abgebrochene Metallborer
– 2 vertrocknete Pinsel
– 1 Paar löchrige Handschuhe
– 1 verklebte Rolle Dachpappe

Woche 10: Wie geht es jetzt weiter?

Auch die kommenden Wochen sind von Arbeit geprägt. Wir wollen das Dach dämmen und müssen dafür die runde Holzkonstruktion des Dachses nachbauen. Außerdem haben wir unser zukünftiges Badezimmer viel zu lange vernachlässigt. Hier sind wir gerade dabei zwei rostige Metallbleche auszutauschen und endlich das Fenster einzubauen. Danach kann auch hier gedämmt werden und eine neue Innenwand gezogen werden. Nach der Dämmung können wir uns um die Innenverkleidung der Wände kümmern. Das Anfertigen der Möbel für den Innenraum ist noch Zukunftsmusik… Weiter geht es in diesem Blogartikel.

6 Replies to “Update von der Tiny House Baustelle

  1. Tolle Leistung ihr zwei. Ich wünsche euch, dass ihr weiterhin so erfolgreich und mit Freude an eurem Haus baut. Euer Haus wird ein Schmuckstück. Die rote Eingangstür und die Fenster sehen klasse aus und strahlt Ganz viel Know How aus. Weiter so , ich bewundere eure Disziplin und Schaffenskraft.

  2. Haaallo,

    in eurem Artikel bei der taz schreibt ihr von einer Plastikfolie, die als Dampfbremse verbaut ist.
    Wie schafft es diese, dass die Feuchtigkeit draußen bleibt? Und um welche Plastikfolie handelt es sich genau? könnte man die Folie auch beim Bau eines Container-Tiny-Houses verwenden?

    Viele Grüße

    Julius

    1. Hallo Julius,

      die Folie sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit von drinnen zum Beispiel beim Duschen nicht in die Dämmung gelangt. Einfach mal nach „Dampfsperre“ oder „Dampfbremse“ suchen. Von außen haben wir eine diffusionsoffene Schicht verwendet, nennt sich Unterdeckbahn. Die hält Regen notfalls draußen, lässt aber Wasserdampf raus. Ob beides für deinen Fall sinnvoll ist, kann ich leider nciht beurteilen. Wir haben schließlich mit viel Holz gebaut.

      Viele Grüße
      Tati

      1. Hallo Ihr Zwei,

        die Dampfsperre ist die Folie innen die das Eindringen von Dampf in den Wandaufbau verhindert. Die Dampfbremse ist eher die Folie aussen die Schlagregendichtigkeit und Winddichtigkeit herstellt. Die Dampfsperre innen muss unbedingt luftdicht verklebt werden. Alle ein Einbauten – wie Dosen für Steckdosen – die diese Folie durchdringen müssen ebenfalls luftdicht sein. Wenn nicht kann folgendes passieren: Im Winter ist Innen ist der Wassergehalt der Luft immer höher als draussen. Bei 60 % rel. Feuchte und 20°C ca. 10 g/m³ Luft. Aussen bei 0°C und auch 60 % rel. Feuchte aber nur 3 g/m³ Luft. Also möchte der hohe Dampfdruck Innen sich mit dem niedrigen Dampfdruck Aussen ausgleichen. Ungünstigerweise sucht die feuchte Luft sich einen Spalt im Wandaufbau und beim Durchströmen kommt die feuchte Luft auf die sogenannte Taupunkt-Isotherme bei ca. 12°C und kondensiert zu Wasser. Dieses Wasser durchfeuchtet dann Dämmung und Holz. Damit dies nicht passiert baut man entweder komplett luftdicht und lüftet die Feuchtigkeit über die Fenster ab oder baut eine Lüftungsanlage ein. Oder man baut komplett dampfdiffusionsoffen d.h. wasserdampfdurchlässiger Wandaufbau aus Holzweichfaser, Holz oder Zellulose.

        Viel Spass weiterhin

        Hubert

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