Unser Traum vom Tiny House

Gut 1,5 Jahre ist es jetzt her, dass ich den verrückten Traum hatte in einem umgebauten Gelenkbus zu wohnen. 1,5 Jahre in denen aus einem Gelenkbus ein Tiny House auf einem Anhänger wurde und aus einem Traum die zum Greifen nahe Realität. Dies verdanke ich wohl meinem Freund, der von der Idee ein winziges Haus zu bauen, von der ersten Minute an begeistert war. Bevor wir uns allerdings mit den Details unseres Hauses beschäftigen konnten, suchten wir nach einem passenden Grundstück für unser Projekt. Nichts ist schlimmer, als ein Tiny House bauen zu wollen und keinen passenden Ort zum Leben zu finden.

Der alte Wagen

Die klassischen mobilen Tiny Houses sind auf einem PKW-Anhänger gebaut. Dabei dürfen diese Häuser in Deutschland gemäß Straßenverkehrsordnung nicht breiter als 2,55 m, nicht höher als 4 m sein und ein Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen nicht überschreiten. Während unserer Planungsphase haben wir schnell gemerkt, dass wir insbesondere die Gewichtsbegrenzung nicht einhalten können. Dafür sind sowohl unsere geplante Dämmung, als auch die ausgewählten Materialien im Innenbereich zu schwer. Wir entschieden uns deshalb dafür unser Haus auf einem LKW-Anhänger zu bauen. Wollen wir in einigen Jahren umziehen, brauchen wir zwar einen Traktor oder LKW-Zugmaschine, um das mobile Haus vom Grundstück weg zu transportieren, aber dafür haben wir bei dem von uns ausgewählten Wagen ein zulässiges Gesamtgewicht von 10 Tonnen. Ich schreibe Wagen, da wir nicht einfach einen neuen Anhänger gekauft haben, sondern einen alten Schaustellerwagen aus den 70er Jahren. Bei dem Schaustellerwagen handelt es sich um einen 10m langen Tiefbettwagen, bei welchem ich mich in das Runddach verliebt habe. Zurzeit sind die kurzen Seiten noch mit Metall verkleidet und die langen Seiten offen. Dies wird sich aber bald ändern.

Holzverkleidung

Das Material Nr. 1 wird bei unserem Haus Holz. Dabei haben wir uns für Fichtenholz entschieden. Dieses ist zwar ein relativ weiches Holz, aber wichtiger Weise auch sehr leicht. Hinzu kommt, dass viele Fichten in Europa wachsen und die Auswahl an FSC-zertifizierten Brettern sowie Bohlen umfangreich ist. Darüber hinaus werden wir uns auch Holzfenster verbauen, die ich in einem Schwedenrot streichen möchte. Die Umweltfreundlichkeit unserer Materialien war uns besonders wichtig, wobei wir auch hier an einigen Stellen Abstriche machen mussten.

Im Winter wollen wir nicht frieren

Das Thema Heizung und Dämmung im Tiny House beschäftigte uns sehr lange. Meiner Meinung nach gibt es nichts schlimmeres, als im Winter frieren zu müssen, nur weil das Haus nicht gut gedämmt ist oder die Heizung nicht richtig funktioniert. Am Ende verursacht eine schlechte Dämmung auch hohe Kosten. Aus diesem Grund haben wir uns für eine hybride Lösung aus Fußbodenheizung (elektrisch) und Pelletofen mit externer Luftzufuhr entschieden. Gas kam für uns nicht in Frage, da wir weder einen Anschluss auf dem Grundstück haben, noch Gasflaschen regelmäßig wechseln wollen. Der Pelletofen ist die effizientere Lösung zum herkömmlichen Ofen.

Als Dämmung wollen wir mit Blauen Engel zertifizierten Klemmfilz in Form von Glaswolle verwenden. Diese besteht zu bis zu 95% aus Altglas, sowie Sand und Kalkstein. Hinzu kommt Harz als Bindemittel sowie Soda. Die verschiedenen Dämmmaterialien haben wir lange und ausgiebig nach Dämmwirkung, Preisleistungsverhältnis, Nachhaltigkeit und Feuerschutz abgewogen. Hierbei haben wir uns an dieser wissenschaftlichen Veröffentlichung zum Thema Dämmstoffe orientiert und festgestellt, dass es eine perfekte Lösung für uns nicht gibt. Eine gute Übersicht zu dem Thema findet ihr außerdem hier. Zusätzlich ist als Dampfbremse eine Folie aus Kunststoff unerlässlich. Insgesamt ist unsere Wand mit einer Holzverkleidung außen und innen ca. 15 cm dick.

Elektroinstallation & Wasser

Auf unserem Grundstück befinden sich entsprechende Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser. Die Elektroinstallation in unserem Minihaus wird mein Freund selber übernehmen, da er neben seinem Studium auch eine Ausbildung zur Elektrofachkraft gemacht hat. In unserem Tiny House wird es neben einem vollausgestatteten Badezimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken, auch eine Spülmaschine geben.

Grundriss Tiny House

Innenausbau

Wie oben schon erwähnt ist unser Schaustellerwagen / Tiny House insgesamt 10 m lang. In der Mitte erreichen wir eine Deckenhöhe von über 3 Metern und über den Rädern kommen wir auf knapp 2,40 m. Dies ist ein Grund, warum wir uns gegen eine zweite Etage als Schlaftloft entschieden haben. Stattdessen wird es ein abgetrenntes Schlafzimmer geben, wobei dieses gleichzeitig auch das Wohnzimmer ist. Unser selbstgebautes Bett ist somit gleichzeitig auch unser Sofa. Abgetrennt wird dieser Bereich von einem Einbauschrank.

Tiny House Grundriss

Die Küche war mir besonders wichtig und soll das Schmuckstück des Tiny Houses werden. Deshalb ist die durchgängige Arbeitsplatte mit den entsprechenden Unterschränken 2,80 lang. Fehlen durfte außerdem auch nicht ein großer Vorratsschrank sowie eine Kühl- und Gefrierkombination. Gebaut wird die Küche aus Fichte vom örtlichen Tischler. Neben dem großzügigen Koch- und Essbereich fanden auch in der Mitte des Hauses zwei Schreibtische und der Ofen Platz.

Baubeginn ist bei uns übrigens Anfang August. Wir wollen dann an 5 Tagen der Woche an unserem Haus bauen und spätestens Weihnachten in diesem auch fertig eingezogen sein. Während der Bauphase werden wir in unserem Wohnmobil Karl-Heinz wohnen. Für das gesamte Bauprojekte wollen wir nicht mehr als 25.000€ ausgeben. Spannende Rechnung an dieser Stelle: Wenn wir die nächsten 5 Jahre in unserer Wohnugn bleiben würden, würden wir nur für die Kaltmiete insgesamt sogar mehr als 25.000€ zahlen.

Unsere Baufortschritte könnt ihr in diesem Artikel nachlesen. In diesem Artikel berichte ich über den Innenausbau.

7 Replies to “Unser Traum vom Tiny House

  1. Wie toooooooll! ♥️
    Das steht auch auf meiner Liste! Aber ich zieh jetzt versuchsweise erst mal in eine ganz kleine Wohnung und guck mal, wieviel persönlichen Raum mein Seelchen braucht. 😅 Find den Wagen ultra und wünsch euch ganz viel Freude beim Herumbasteln! 😊

    1. Dankeschön! Ich bin schon unglaublich aufgeregt 🙂
      Unser erster Test war ein langer Winterurlaub im Wohnmobil – bei Kälte ist man doch viel drinnen auf engstem Raum. Mal schauen, ob es im Tiny House dann genauso gut funktioniert wie zeitweise im Urlaub.
      Ich wünsche dir einen guten Umzug,
      liebe Grüße
      Tati

  2. Ich bin mega gespannt auf eure Bauerfahrung und das Endergebnis. Lass uns am Wachsen des Hauses teilhaben, ich mag mitfiebern 🙂
    LG, S

    1. Hey!
      Es wird auf jeden Fall einen Beitrag zum Zwischen- und auch Endergebnis des Hauses geben. 😊 Außerdem nehme ich euch auf Instagram etwas mit und gebe immer wieder Updates zum Tiny House.
      Liebe Grüße
      Tati

  3. Hallo,
    die PVC-Dampfsperre hätte man u. U. durch Wände aus Lehmputz (geht halt zu Lasten des Gesamtgewichts) weglassen können. Lehmputz hat hygroskopische Wirkung und sorgt für angenehmes Raumklima weil er die überschüssige Feuchtigkeit absorbiert. Die fertigen Lehmputzplatten könnten sogar mit Heizschlangen versehen werden, dann würde aus der Fussbodenheizung eine erheblich angenehmere Wandheizung werden. Ich habe aber nicht rechnerisch ermittelt ob 20 mm Lehmputz für eine ausreichende Absorption der überschüssigen Feuchtigkeit ausreichen.
    Gruß
    Thomas

    1. Hallo Thomas!

      Danke für deinen Tipp. Wir haben uns bei unserem Tiny House gegen Lehmputz entschieden, da unser Haus beweglich ist und wir in einigen Jahren damit umziehen wollen. Da Lehm nicht schlagrisistenz ist, hatten wir Angst vor Rissen in der Wand. Unser Haus (alter Schaustellerwagen) neigt konstruktionsbedingt beim Fahren zu starken Verwindungen, auch deshalb ist der Baustoff Lehm für uns ungeeignet.

      Viele Grüße
      Tati

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