Tourismus und die Auswirkungen auf die Umwelt

Fair Reisen

Das Jahr 2020 ist vieles, aber bestimmt kein großes Reisejahr. Trotzdem gibt es keinen besseren Zeitpunkt, um Inne zu halten und über die Gewohnheiten des Reisens nachzudenken. Zu oft hieß es in den letzten Jahren höher, schneller, weiter. Fanden 1950 weltweit 25 Millionen Auslandreisen statt, so waren es im Jahr 2000 schon dreißigmal so viele. Inzwischen sind wir bei über 1,2 Milliarden jährlichen Reisen ins Ausland und das nicht ohne Folgen.

Ich selber liebe das Reisen. Schon als Kind faszinierten mich andere Länder und mein Geographiestudium bestärkte mein Interesse noch. In den letzten Jahren habe ich mich allerdings verstärkt mit einer langsameren Art des Reisens beschäftigt, da Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle in meinem Leben einnimmt. Ich bin der Meinung, dass sich langfristig viel im Tourismusbereich ändern muss. Einige Probleme möchte ich in diesem Artikel aufzeigen. Mögliche Lösungen und Alternativen habe ich in diesem Artikel zusammengestellt.

„Der Tourismus muss soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllen. Nachhaltiger Tourismus ist langfristig, d. h. in Bezug auf heutige wie auf zukünftige Generationen, ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst, ökologisch tragfähig sowie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig.“

– Commission of Sustainable Development

Transportmittel

Die Tourismusbranche ist weltweit für ca. 5 % der vom Menschen verursachten Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Davon wiederum werden drei Viertel durch den touristischen Verkehr verursacht, wobei der Luftverkehr und der motorisierte Individualverkehr den Großteil ausmachen. Zu den Emissionen kommen noch Staus, Lärm, Zersplitterung der Landschaft sowie der Flächenverbrauch für zum Beispiel Parkplätze als weitere negative Umweltauswirkungen hinzu.

Wenn wir also von nachhaltigem Tourismus reden, dann müssen sich an erster Stelle die Transportmittel zum Urlaubsort verändern: Weniger fliegen und mehr Bahn fahren. Dabei kommt es immer auch auf die Entfernung zum Urlaubsort drauf an. Jeder zurückgelegte Kilometer, den man einsparen kann, ist gut für das Klima. Aber auch vor Ort spielt der Verkehr eine große Rolle. So werden Auto, Bus oder Bahn benutzt, um touristische Einrichtungen von der Destination aus zu erreichen, wenn das Fahrrad nicht ausreicht. Manchmal ist das Transportmittel auch Hauptbestandteil des touristischen Produktes wie bei Hochsee- und Flusskreuzfahrten. Außerdem dienen in den Städten immer mehr E-Roller als zusätzlicher Spaßfaktor zwischen den Sehenswürdigkeiten.

Reiseort

Der Tourismus gilt weltweit als wichtiger Wirtschaftsfaktor, der zu Wachstum und Beschäftigung beiträgt, weshalb es wichtig ist Nachhaltigkeit im Tourismusbereich mit allen Facetten zu betrachten. Dazu gehören die ökologische Nachhaltigkeit, die ökonomische Nachhaltigkeit und die soziale Nachhaltigkeit. Je nach Wahl des Reiseortes oder Zielland gibt es ganz individuelle Besonderheiten und Probleme zu berücksichtigen.

Ökologische Dimension im Tourismus

Eine intakte Natur dient dem Tourismus als Rahmen und bietet viele Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten. Allerdings gehen viele Urlauber mit der Natur als Sightseeingobjekt zu leichtsinnig um. Es beginnt beim Verlassen der Wege im Nationalpark und endet beim Zerstören von Korallenriffen auf der Suche nach einem passenden Souvenir. Naturschutz und Tourismus stehen so nicht selten im Wiederspruch zueinander.

Overtourismus = Überforderung der Infrastruktur, welcher die Natur sowie die Kultur zerstört und die Anwohner entfremdet.

Insbesondere der Overtourismus birgt große Gefahren für die geschätzte Natur. Wassermangel ist nur eins der folgenden Probleme. So verbraucht zum Beispiel auf Bali die Tourismuswirtschaft rund 65% des verfügbaren Wassers. Oft wird es verschwendet für immer größere Gartenanlagen, Golfanlagen oder Pools. Die Folgen der Übernutzung sind gravierend: Der Grundwasserspiegel sinkt, der Boden sinkt ab, Salzwasser dringt ins Grundwasser ein und die Wasserqualität verschlechtert sich.

Mehr Gäste bedeuten auch mehr Müll. Dabei ist in vielen Ländern die Abfallentsorgung mangelhaft. Mit der Energieversorgung sieht es nicht anders aus. Kohle- oder Atomenergie wird noch viel zu häufig verwendet.

Ökonomische Nachhaltigkeit

Für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum durch den Tourismus muss das Schaffen von Arbeitsplätzen langfristig geschehen. Mitarbeiter müssen dafür bedarfsgerecht ausgebildet und gefördert werden. Außerdem ist es gerade für ärmere Länder unglaublich wichtig, dass das verdiente Geld im Land bleibt. Tagestouristen von Kreuzfahrtschiffen zum Beispiel buchen weder eine Übernachtung, noch ein Abendessen vor Ort. Bei Pauschalreisen ins Ausland wird oft gleich noch der Reiseführer gestellt, sodass Lokalguides gar nicht erst benötigt werden.

Ein weiteres Risiko ist die Abhängigkeit vom Tourismus, wenn andere Wirtschaftszweige nicht gefördert werden. Kommt es wie aktuell zu einer Pandemie, bleiben die Gäste aus. Aber auch die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels oder Terrorismus belasten die Tourismuswirtschaft.

Soziale Dimension

Touristen und Einheimische haben verschiedene Bedürfnisse. Die einen wollen ein Zimmer mit Meerblick, die anderen eine bezahlbare Miete. Die Realität zeigt leider, dass in beliebten Urlaubsregionen insbesondere in den Großstädten die Mietpreise steigen. In Badeorten haben die Einheimische kaum mehr öffentlichen Zugang zum Meer. So stehen die Bedürfnisse der Touristen über den der Einheimischen.

Die soziale Dimension beinhaltet insbesondere in ärmeren Ländern aber noch weitere gravierende Probleme. Die Kommerzialisierung von Kulturen und Traditionen gehört dazu, aber auch Kinderarbeit oder Prostitution.

„Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.“

Hans Magnus Enzensberger

Der Einfluss des Klimawandels

Der Klimawandel setzt den Tourismus zunehmend unter Druck. Wetter und Klima beeinflussen Reisenachfrage und -Angebot, sodass die Tourismusströme sich verschieben werden. In Europa wird es am Mittelmeer in den Sommermonaten heißer und trockener. Im Winter reicht der Schnee vielerorts selbst in den Alpen nicht mehr aus, um den Skitourismus auszubauen. Tauen die Permafrostböden immer weiter, so verlieren Skilifte und Häuser an Stabilität.

Inseln und am Meer gelegene Orten haben noch ganz andere Probleme. Der Meeresspiegel steigt, verringert Landflächen und es kommt immer häufiger zu Überschwemmungen. Aber auch Starkregenereignisse und Stürme ziehen die touristische Infrastruktur mit Beherbergungsbetrieben in Mitleidenschaft oder vernichten sie ganz.

Weitere Informationen und Empfehlungen:

Quellen:
Quelle 1: Scott, D., Peeters, P. & Gössling, S. (2010). Can tourism deliver its gas emission reduction targets? Journal of Sustainable Tourism, 18 (3), 393-408.
Quelle 2: Scherle, N. (2020) Im Spannungsfeld von Klimawandel, Overtourism und Agenda 2030 –Tourismus in Destinationen des Globalen Südens. In: Herlyn, E. und Lévy-Tödter, M. (Hrsg.). Die Agenda 2030 als Magisches Vieleck der Nachhaltigkeit. Wiesbaden: Springer Fachmedien
Quelle 3: Tourism Watch
Quelle 4: Zeitschrift für Tourismuswissenschaft (2019). Verkehr und Tourismus: Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Mobilität im Tourismus! Volume 11 (2): 181-186

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