Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Gastartikel von Verena Hirsch.
Ist Bio wirklich besser? Und ist in Bio auch wirklich Bio drin? Diese Fragen werden mir immer wieder gestellt. Deshalb möchte ich dir in diesem Gastbeitrag erklären, was wirklich hinter biologischen Lebensmitteln steckt.
Hallo, ich bin Verena von allmydeer
Aber erstmal kurz zu mir: Ich bin Verena Hirsch, 26 Jahre alt und schreibe auf meinem Blog www.allmydeer.com über biologische Landwirtschaft, saisonale Ernährung und teile außerdem leckere Rezepte mit regionalen Zutaten. Ich bin auf einem Bio Bauernhof aufgewachsen und möchte zeigen, was wirklich hinter Bio steckt.
So erkennst du biologische Lebensmittel
Vor einiger Zeit habe ich auf Instagram eine kleine Umfrage zum Thema Bio gemacht. Ganze 85 Prozent der Teilnehmenden waren tatsächlich der Meinung, dass in Bio nicht immer Bio drinnen ist. Das hat mich ehrlich gesagt sehr erstaunt und ziemlich nachdenklich gestimmt. Deshalb das Wichtigste vorab: Bio ist gesetzlich geschützt! Im Gegensatz dazu ist Naturkosmetik beispielsweise nicht gesetzlich geregelt.
„Bio“ ist EU-weit gesetzlich geregelt
Zu den geschützten Bezeichnungen gehören „bio(logisch)“, „öko(logisch)“ bzw. „aus biologischem/ökologischem Anbau“. Das legt die EG-Öko-Verordnung EU-weit fest. Laut dieser müssen seit dem 1. Juli 2012 alle vorverpackten, ökologisch erzeugten Lebensmittel mit dem EU-Bio-Siegel gekennzeichnet werden (grünes Blatt). Die Einhaltung der Verordnung wird durch nationale Kontrollstellen mindestens einmal im Jahr überprüft.
Die Angabe des EU-Bio-Siegels ist verpflichtend. Auf freiwilliger Basis kann das Deutsche Biosiegel (grünes Sechseck) ergänzend verwendet werden. Dieses umfasst allerdings keine strengen Auflagen. Richtlinien, die über das EU-Bio-Siegel hinaus gehen, sind die deutscher Anbauverbände. Dazu gehören u.a. Naturland, Bioland oder Demeter.
Also fassen wir nochmal zusammen:
-> Bio ist gesetzlich geregelt
-> Alle Produkte, die mit Öko/Bio deklariert bzw. beworben werden müssen der EG-Öko-Verordnung entsprechen
-> vorverpackte Produkte müssen das EU-Bio-Logo tragen
-> Die Vorgaben werden jährlich kontrolliert und Verstöße ggf. sanktioniert
Warum Bio-Lebensmittel kaufen?
Soweit so gut. Aber was macht jetzt Bio Lebensmittel genau aus? Der wohl bekannteste Unterschied ist der Pestizideinsatz. In der biologischen Landwirtschaft werden keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Außerdem wird auf künstliche, leicht lösliche Mineraldünger verzichtet.
Tiere, die biologisch gehalten werden, haben mehr Platz, bekommen biologisches Futter, haben Stroh als Unterlage und einen Auslauf ins Freie. Außerdem kommen grundsätzlich weniger Medikamente, vor allem weniger Antibiotika zum Einsatz.
Einen groben Überblick liefert diese Tabelle von mir (Stand: Juli 2019)
Viele entscheidende Argumente für die biologische Landwirtschaft werden allerdings viel zu wenig kommuniziert.
Bio für die Artenvielfalt
Die biologische Vielfalt zu schützen ist gem. Art. 3 der EU-Öko-Verordnung ein zentrales Ziel der ökologischen Landwirtschaft. Die Studie “Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Gesellschaft” bestätigt, dass das Ziel auch erreicht wird. Auf Bio-Äckern finden sich beispielsweise im Mittel 95 Prozent mehr Arten bei Ackerwildkräutern als unter konventioneller Bewirtschaftung. Außerdem gibt es auf ökologischen Feldern und Wiesen zudem 35 Prozent mehr Feldvogelarten und 23 Prozent mehr blütenbesuchende Insektenarten.
Bio für das Wasser
Das Grundwasser liefert in Deutschland etwa 75 Prozent unseres Trinkwassers. Nitrat, Phosphat und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln sowie Arzneimitteln belasten das Grundwasser und damit unser Trinkwasser. Lokale Wasserversorger machen sich bereits die Bio-Landwirtschaft für sauberes Wasser zu Nutze und fördern die biologische Bewirtschaftung der Felder im Einzugsgebiet.
Bio für den Boden
Der Boden bildet den Ausgangspunkt des Kreislaufprinzips und damit die Grundlage des Ökolandbaus. Eine wichtige Rolle spielt dabei Humus bzw. Humusaufbau. Darunter versteht man die oberste, fein zersetzte organische Substanz des Bodens. Dieser ernährt nicht nur das Bodenlebewesen, sondern sorgt auch für ein stabiles Bodengefüge, ‑durchlüftung und Wasserspeicherung. Dadurch können Bodenerosionen vermindert und Dürreperioden besser überstanden werden.
Um Humus aufzubauen, spielt die Fruchtfolge eine wichtige Rolle. Das bedeutet, dass in einem bestimmten Turnus – meist über 5 Jahre – die Frucht auf einem Feld jährlich wechselt. So bekommt der Boden genug Abwechslung und auch Erholung.
Bio für die Luft
2019 gab das Umweltinstitut München gemeinsam mit dem Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft eine Studie zur Pestizidbelastung der Luft in Auftrag. Das Ergebnis: Pestizide verbreiten kilometerweit durch die Luft und lassen sich quasi überall in Deutschland nachweisen. Ganze 30 Prozent der nachgewiesenen Pestizide waren zum Messzeitpunkt in Deutschland gar nicht mehr zugelassen. Das macht sehr deutlich, wie lange Pestizide brauchen, um sich abzubauen.
Bio als Lebensmittelstandard
Für mich persönlich ist (EU) Bio ein Mindestmaß an Lebensmittelqualität, das für all unsere Nahrungsmittel gelten sollte. Zwar wird in den Medien meist der Gesundheitsaspekt von biologischen Produkten beworben, allerdings steht eigentlich mehr der Schutz der Natur im Mittelpunkt.
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel einen verständlichen Einblick in die Bio Landwirtschaft geben konnte. Mir ist noch wichtig zu betonen, dass ich gegen schwarz-weiß Denken bin. Auch bei Bio gibt es Kritikpunkte und nicht alles, was nicht Bio ist, ist automatisch schlecht. Aber das sind meiner Meinung nach Nebenschauplätze.
Wenn du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, besuche mich doch gern auf meinem Blog oder schaue bei Instagram vorbei!
Viele liebe Grüße
Verena
Weitere Informationen über die biologische Landwirtschaft und den Einkauf von regionalem Obst und Gemüse gibt es zum Nachlesen in diesem Artikel.
Titelbild: Verena Müller