Einige Fakten zum Womo Karl – Heinz:
⇒Hymermobil 521 aus dem Jahre 1977
⇒Historisches Kennzeichen
⇒Benziner mit Verbrauch von 12 – 15 Liter auf 100 km
⇒Endgeschwindigkeit: 80 – 90 km/h
⇒Kaufpreis: 2100€
Die Geschichte von unserem Wohnmobil Karl-Heinz begann im Dezember 2016, als wir den Oldtimer über Kleinanzeigen entdeckten. Nach der ersten Probefahrt wussten wir, dass einiges an Arbeit auf uns zukommen würde, denn das Womo hatte erhebliche Mängel:
- Wasserschaden im Fahrerbereich
- Kaputte Kardanwelle
- Undichtigkeiten am Motor
- In die Jahre gekommene Einrichtung
- Das Fehlen eines Bades
- und, und, und.
Wir rechneten mit einem Jahr Reparatur und Umbauzeit. Wer sich jetzt fragt wie mein Umweltbewusstsein mit einem alten Auto, dass viel Benzin verbraucht, zusammenpassen, dem sei gesagt: Selbstversorgung im Urlaub ist besser als im Hotel zu essen und zu schlafen. Außerdem fahren wir vor allem durch Deutschland, was im Vergleich zu Flugreisen deutlich besser für dem ökologischen Fußabdruck ist. Dazu kommt, dass man sich bei hohem Benzinpreis + hohem Verbrauch genau überlegt, wie weit man fahren möchte. Besonders wichtig finde ich auch den Punkt: Aus Alt macht Neu. Wir geben einem alten Wohnmobil ein neues Leben und es muss kein Neues produziert werden!! Auch sehe ich den historischer Wert des Fahrzeuges, insbesondere als Kulturgut.
Vom heruntergekommenen Camper zum liebevoll restaurierten Oldtimer
Bevor wir mit dem Umbau beginnen konnten, mussten wir erstmal sämtliche Einrichtung, die wir nicht mehr brauchten, ausräumen. Dabei fielen der Teppichboden, der Schrank, ein Teil der Sitzbank und allerlei Kleinkram unserer Entrümplungsaktion zur Last. Von den Altlasten befreit, sah unser Womo auf einmal wahnsinnig groß aus!
Aufgrund des Wasserschadens im Fahrerbereich mussten anschließend nicht nur viele Löcher abgedichtet, sondern auch die Decke neu gedämmt und mit Kunstleder verkleidet werden. Dann wurde der neue Fußboden verlegt. Im April 2017 ließen wir dann die kaputte Kardanwelle von einer Werkstatt richten. Außerdem wurden sämtliche (Ober)schränke abgeschliffen und neu gestrichen. Parallel dazu begann der Badaufbau. Viel Zeit kostete uns außerdem das Armaturenbrett, welches wir originalgetreu mit Kunstleder bezogen.
Mit dem Badezimmerbau kümmerten wir uns auch um die Wasserversorgung. Wir entschieden uns für einen Frischwassertank mit 47 Litern Fassungsvermögen. Im Vergleich: Der Alte beinhaltete nur 20l und war direkt unter der Spüle verbaut. Unserer bekam jetzt seinem Platz in der Sitzbank. Das undichte Badezimmerfenster flog zusätzlich raus und wurde ersetzt. Auch die Luke im Wohnbereich tauschten wir aus.
Das Herz des Wohnmobils ist definitiv die Küche. Mir war dabei sehr wichtig genug Stauraum für Töpfe und Co. zu haben, weshalb ein Teil der Sitzbank weichen musste. Die Küche bekam dadurch gleich eine doppelt so lange Arbeitsplatte verbaut. Neben der Küche wurde auch das Bett vergrößert. Wir schafften es von 120cm auf 138cm zu kommen. Die zukünftige Matratze wurde kurzerhand zurecht geschnitten. Die beste Investition an dieser Stelle war übrigens ein zusätzliches Lattenrost.
Im Juli 2017 ging es in den ersten kleinen Urlaub aufs Deichbrand Festival. Zu dem Zeitpunkt hatten wir zwar nur kaltes Wasser im Wohnmobil und die Verdunklungsgardinen ums Hubbett fehlten noch, aber immerhin einen neuen Tisch und sogar ein selbstgebautes Etagere für Obst und Gemüse waren mit an Bord. Zwei Monate später änderte sich auch dies. Wir verbauten einen elektrischen Boiler und Karl-Heinz bekam sogar eine kleine Solarplatte aufs Dach. Ich nähte fleißig Gardinen und im Wohnmobil wurde es gemütlich.
Im März 2018 arbeiteten wir weiter am Wohnmobil. Wir hatten ein großes Rostloch im Radkasten entdeckt, welches sich beim genaueren Hinsehen als viele kleine Löcher entpuppte. Glücklicherweise konnten mein Freund den Rost entfernen und eine neue Metallplatte anschweißen. Ich half fachmännisch mit rumstehen und Sonne genießen. Außerdem bekam Karl-Heinz einen neuen Auspuff verbaut.
Doch schon im Sommer plagten uns neue Probleme. Der Motor spackte, sodass eine lange Liste voller Reparaturen und Erneuerungen auf uns zukamen:
- Zündverteilerdeckel getauscht
- Zündverteilerfinger getauscht
- Umbau Unterbrecherzündung auf kontaktlose Zündung (Powerspark)
- Einbau einer originalen Zündspule
- Überholen des Vergasers
- Reinigen
- Düsen prüfen
- Nadelventil tauschen
- Neueinstellung des Zündzeitpunktes.
Doch das reichte nicht, denn ein Zylinder des Motors konnte aufgrund eines Ventilschadens keinen Druck mehr aufbauen. Wir für unseren Teil waren damit fertig. Für solch größere Reparaturen hatten wir weder Hebebühne noch genug Erfahrung. Als wir uns dann entschieden hatten Karl-Heinz in eine Werkstatt zu bringen, wollte uns keiner haben. Wir musste unglaubliche 13 Werkstätten anrufen bis wir eine gefunden hatten, die sich mit Oldtimern auskennt und sich an ein Wohnmobil traut.
Das nächste Problem war die Ersatzteilsuche, die wir übernahmen. Glücklicherweise gibt es noch Händler, die alte Bedford Blitz Teile für unser Wohnmobil verkaufen. So fanden wir online einen neuen Zylinderkopf und reichlich Schrauben und Dichtungen. Ende Juli hatten wir dann zum Glück unser Wohnmobil inklusive TÜV wieder und wir konnten mit kleinen Verschönerungen weiter machen. Wir erneuerten die Innenseite der Tür, bauten eine Ablage für den Fahrerbereich und kauften ein Autoradio.
Ein im Herbst geplanter Urlaub kam dann leider trotzdem nicht zu stande, obwohl wir den Innenausbau bereits beendet hatten, denn der Motor ließ uns wieder im Stich. Zwei Ventile am dritten Kolben waren gerissen – unerkannte Falschluft hatte das Gemisch zu sehr abmagern lassen. Weil die Ventile allgemein schon recht eingelaufen waren und sich beinahe nicht mehr nachstellen ließen, entschieden wir uns dazu einen anderen überholten Kopf einbauen zu lassen. Dafür sind wir in eine Bosch-Werkstatt gefahren, die aber rückblickend leider eine Fehlentscheidung war. Zwei Monate werkelten die Herren an unseren Ventilen herum, um sie am Ende komplett falsch einzustellen. Dieses Problem konnte mein Freund leider erst mithilfe eines langjährigen, erfahrenen Bedfordfahrers herausfinden und korrigieren. Danach stellte sich endlich Ruhe ein.
2019 bekam unser Wohnmobil dann eine ganz besondere Aufgabe: Er wurde während der Bauarbeiten an unserem Tiny House zu unserem zwischenzeitlichen Wohnort. Von August bis Ende November machten wir es uns in dem kleinen Wagen gemütlich. Zu dieser Zeit lernten wir insbesondere die Gasheizung und die große Küche zu schätzen. Zwischenzeitliche Urlaube durften in diesem Jahr natürlich auch nicht fehlen. So verbrachten wir im Frühling je eine Woche in Jena und im Fichtelgebirge. Außerdem ging es mit Karl-Heinz ins Elbsandsteingebirge. Glücklicherweise lief der Motor auf allen Touren wie geschmiert.
Ende August 2020 brachen wir zu der wohl bisher größten Reise auf: Es ging für einen Monat nach Schweden. Rückblickend sind wir unglaublich stolz mit dem alten Auto so weit gekommen zu sein. Unterwegs hatten wir absolut keine Probleme, denn Karl-Heinz brachte uns immer langsam und sicher ans Ziel. Den Reisebericht zum Nachlesen gibt es hier auf meinem Blog.