Gastbeitrag von Jacqueline Hadasch
Aufmerksam wurde ich auf Jenas neuen Loseladen bereits lange vor dessen Existenz. Durch eine Crowdfunding-Aktion war es der Ideengeberin Katie Fröhlich gelungen, das Geschäft ins Leben zu rufen. Entsprechend rege ging es auf der Facebookseite zu, auf die auch ich stieß, als ich nach Möglichkeiten zur weiteren Plastikreduktion meines Einkaufs suchte. Das Projekt Jeninchen hatte bereits viele Supporter, die Katie nicht nur mit Geld, sondern auch mit positivem Feedback oder Hilfe beim Aufbau der Räumlichkeiten unterstützen. Schön, dass es auch in Jena so viele Menschen gibt, die dem Verpackungswahn trotzen.
Sortiment:
Seit August 2017 ist der Laden nun eröffnet und was soll ich sagen – es ist ein einziges Einkaufserlebnis. Die liebevolle Einrichtung des Jeninchens lädt zum Stöbern ein. Aus meinem schnellen Wocheneinkauf wird seither gut und gerne eine volle Stunde, in der ich über all die schönen Sachen staune, die Katie verpackungsfrei anbietet. Von den „Basics“ wie diversen Nudelsorten, Reis und generell verschiedenen Getreidesorten über Obst, Gemüse, Gewürze, Tees und Süßigkeiten bis hin zu Haushaltsallerlei gibt es in den zwei Geschäftsräumen ein reichhaltiges Angebot.
Katie achtet sehr darauf, neben der Standardware auch „besondere“ Dinge anzubieten. So reiht sich beispielsweise neben getrockneten Bohnen, Mehl und Spaghetti auch Quinoa (ja, sogar aus Deutschland!) ein. Neben saisonaler und regionaler Lebensmittel bietet Jeninchen zu meiner Freude auch plastikfreie Aufbewahrungsmöglichkeiten à la Edelstahlbrotdosen und selbstgenähten Einkaufs- und Brötchentüten an. Das Haushaltsregal ist mit Zahnputztabletten (außerhalb des Internets selten auffindbar!), Bambuszahnbürsten sowie Shampoo und Conditioner in Seifenform bestückt. Das Sortiment reicht also (fast) für eine Vollversorgung aus. Adieu, ihr Standardsupermärkte!
Bio?!
Biozertifiziert ist Jeninchen übrigens nicht – und das macht Sinn, wie ich finde. Viele lokale, kleine Betriebe können sich die teure Bioauszeichnung des Staates nicht leisten, geben aber trotzdem ihr bestes, ökologische Ware anzubieten. Würde Katie unter dem Biozertifikat firmieren, dürfte sie nichts von ebendiesen Kleinbauern beziehen. Daher verzichtet sie – besser kein Logo und ein regionales Angebot, als Biostempel und weitere Transportwege und ausbleibende Zusammenarbeit mit den Betrieben, die nicht von Massenmärkten profitieren.
Allerdings kann es natürlich kein perfektes Geschäft geben, und so musste ich bemerken, dass im Jeninchen die Warenspender teilweise noch aus Plastik sind. Auch ist es nicht die ökologischste Methode, Brotboxen und Gläser nach dem Wiegen mit einem Etikettiergerät bekleben zu müssen, damit deren Gewicht an der Kasse abgezogen werden kann. Zum Glück stellt Katie seit neuestem auch einfach Stifte zur Verfügung, um die mitgebrachten Behältnisse mit deren Grammzahl zu beschriften.
Trotz dieser kleinen Mankos ist man als nachhaltig bedachter Kunde sofort begeistert vom Gesamtkonzept des Ladens, was auch an der Herzlichkeit seiner Besitzerin liegt. Katie spricht mit den Kunden, hat Spaß am Treiben im Laden und antwortet geduldig auf jede noch so kleinteilige Frage zu ihren Produkten. Wir können also festhalten: Seid ihr in Jena oder im Umkreis unterwegs, lohnt es sich sicher, mal einen Blick ins Jeninchen zu werfen.