Dies ist alles andere als ein klassischer Blogbeitrag, sondern die Veröffentlichung meiner Bachelorarbeit. Die Fotos dienen dabei nur der Veranschaulichung und sind nicht Teil der Arbeit. Außerdem habe ich einige weniger wichtige Stellen gekürzt, da die Arbeit sehr lang geworden ist.
Vorgelegt von Tatjana Franz im Juni 2019.
Reichen weniger als 28 Quadratmeter Platz zum Leben? Die durchschnittliche Wohngröße pro Einwohnerin und Einwohner in Deutschland betrug im Jahr 2016 46,5 Quadratmeter (vgl. Statistisches Bundesamt, o.J.). Dabei ist die Größe des Wohnraums pro Kopf seit 1950 rasant gestiegen. Belief sich die Wohnfläche 1950 pro Person noch im Schnitt auf 14 Quadratmeter, so waren es 20 Jahre später bereits 24 Quadratmeter (vgl. BfLR, 1996, S. 24). Der Wunsch nach mehr Platz zum Leben liegt dem gestiegenden Einkommen und einer sich wandelnden Bedürfnisstruktur zu Grunde. Allen Vergrößerungen zum Trotz wächst ausgehend von den USA seit 2002 allerdings die Tiny-House-Bewegung. Hierbei steht das Wohnen und Leben auf kleiner Wohnfläche von weniger als 28 Quadratmeter im Mittelpunkt (vgl. Boeckermann, Kaczynski & King, 2019, S. 62-64). In der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit mit dem Titel „Wohnen auf unter 28 m2 – Tiny Houses: Kurzfristiger Trend oder Zukunft?“ soll untersucht werden, wie sich die Tiny-House-Bewegung in Deutschland entwickelt. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die Tiny Houses nur ein Trend sind oder als zukunftsfähige Alternative für den aktuellen Wohnungsmarkt in Deutschland gelten.
Der Druck auf den Wohnungsmarkt steigt insbesondere in den Großstädten aufgrund verstärkter Urbanisierung. Prognosen sagen voraus, dass bis 2050 Dreiviertel der Weltbevölkerung im städtischen Raum wohnen wird (vgl. Braun, 2010, S. 530). Zusätzlich verstärken der Klimawandel und seine Auswirkungen den Druck auf die Städte. Es gilt die Umweltbelastung zum Beispiel durch die Förderung des Radverkehrs zu reduzieren und die Städte ressourceneffizienter zu gestalten. Im Mittelpunkt stehen dabei sowohl der Zugang zu mehr Grünflächen als Erholungsfläche für die Einwohnerinnen und Einwohner sowie auch die Förderung von nachhaltiger Siedlungsplanung (vgl. Kabisch, Koch, & Rink, 2018, S. 4-5). Es stellt sich die Frage, in welchem Maß die Tiny Houses diesen Anforderungen gerecht werden können. Daher soll ein Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit die Ausarbeitung der Bedeutung von Nachhaltigkeit sein. Zusätzlich sollen auch die Unterschiede zwischen einem Stellplatz in der Stadt und auf dem Land herausgearbeitet und die einzelnen Wohnbedürfnisse der Tiny-House-Bewohnerinnen und -Bewohner näher erläutert werden.
[…] Ziel der Arbeit ist nicht ein möglichst breites Abbild der Tiny Houses in Deutschland zu geben, sondern mithilfe des Wissens der Interviewpartnerinnen und -partner die Zukunftsfähigkeit des kleinen Wohnraumes zu untersuchen.Definition Tiny House
Als Tiny House, im Deutschen auch Minihaus genannt, gelten Häuser mit einer Wohnfläche zwischen 70 und 300 Quadratfuß, was ca. 6,5 bis 28 Quadratmeter entspricht (vgl. Boeckermann et al., 2019, S. 63). Die Intention hinter den Tiny Houses ist es, den Wohnraum effektiv zu nutzen und trotzdem allen Bedürfnissen der Besitzerinnen und Besitzer gerecht zu werden. Demnach definiert sich ein Tiny House nicht nur über die Größe, sondern auch über den Lebensstil der Bewohnerinnen und Bewohner. Der kleine Wohnraum steht im Gegensatz zum übermäßigen Konsum und Verbrauch (vgl. Harris, 2018, S. 15-16). Die Mehrheit der kleinen Häuser hat dabei wie in Abbildung 1 einen flexiblen Wohnbereich aus Küche, Wohnzimmer und Arbeitszimmer. Zusätzlich befindet sich im Minihaus ein vollwertiges Badezimmer bestehend aus Toilette, Waschbecken und Dusche. Außerdem typisch ist ein Loftbereich, welcher als Schlafzimmer dient. Dieser befindet sich in der Abbildung auf der linken Seite über dem Sofa und ist über eine Treppe, unter der sich gleichzeitig Stauraum bietet, zu erreichen.
Wird das Minihaus nach amerikanischem Vorbild auf einem Anhänger gebaut, ist das Haus mobil und kann auf öffentlichen Straßen transportiert werden (vgl. Kilmann, 2016, S. 1). In Deutschland dürfen diese mobilen Tiny Houses, die mit einem PKW transportiert werden können, laut Straßenverkehrsordnung nicht höher als 4 Meter sein und eine Breite von 2,55 Metern nicht überschreiten (vgl. Janker, 2018, Straßenverkehrsordnung §22.2). Zusätzlich gilt ein Maximalgewicht des PKW-Anhängers von 3,5 Tonnen (vgl. ibid. Straßenverkehrszulassungsordnung §42.1). Um möglichst leicht, aber auch kostengünstig sowie ökologisch zu bauen, wird aus diesem Grund in erster Linie Holz als Baumaterial verwendet (vgl. I4, Z. 115-120).
Stand der Forschung
Methodik und Vorgehensweise
Wohnraum in Deutschland
Zukunftsfähigkeit von kleinem Wohnraum
Die Interviewpartnerinnen und -partner haben im Laufe der Gespräche subjektiv die Beliebtheit der Tiny Houses in Deutschland bewertet. Sie sind der Meinung, dass bis zu 28 m2 zum Wohnen reichen und das Leben auf kleinem Raum besonders nachhaltig ist. Die Forschungsfrage dieser Arbeit Sind die Tiny Houses nur ein Trend oder eine zukunftsfähige Alternative für den aktuellen Wohnungsmarkt in Deutschland? lässt sich dabei allerdings nur differenziert beantworten.
Die Tiny Houses lösen nicht das Wohnungsproblem in der Stadt. Mehr noch: Sie würden es sogar vergrößern. Zwar besitzen die kleinen Häuser eine geringe Wohnfläche, aber haben dabei gleichzeitig verglichen mit einem Mehrfamilienhaus eine große Grundfläche bezogen auf die Wohnfläche. Somit sind die Minihäuser in der Stadt nur als mobile Zwischenlösung denkbar und keine Alternative für den aktuellen Wohnungsmarkt in der Stadt. Auf dem Land hingegen herrscht keine Wohnungsnot, sondern es fehlt vor allem an Attraktivität und einer Alternative zum klassischen Einfamilienhaus. Diese Alternative für den Wohnungsmarkt außerhalb der Stadt können Tiny Houses sein, denn den Eigentümerinnen und Eigentümern ist neben ihrem Minihaus auch das eigene Grundstück und die Verbundenheit mit der Natur wichtig. Dabei zeichnen sich die Tiny Houses im Vergleich zu einem Einfamilienhaus neben der geringen Wohnfläche durch die niedrigeren Bau- und Fixkosten sowie ihre Mobilität aus.
Die Beliebtheit der Tiny Houses ist als Reaktion auf den Megatrend Neo-Ökologie zu werten. Dabei reicht ihre Beliebtheit über einen kurzfristigen Modetrend und Hype in den sozialen Medien hinaus. Laut der Meinung der Expertinnen und Experten hat der Trend der Tiny Houses eine Intention, die langfristig bleiben wird. Begünstigt wird dies durch das aufkommende und notwenige Umweltbewusstsein in der Gesellschaft. Die kleinen Häuser benötigen weniger Energie und durch den begrenzten Stauraum reduzieren die Bewohner und Bewohnerinnen ihren Konsum. Die Wandelbarkeit der Tiny Houses unterstützt zusätzlich die Langlebigkeit und Beliebtheit der Minihäuser. Sie können den wechselnden Lebensumständen angepasst und bei einem Umzug mitgenommen werden. Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist die Entscheidung für den kleinen Wohnraum eine langfristige Entscheidung, mit der sie auch Einfluss auf ihr Wohnumfeld haben, da sie in Bezug auf Ressourcenschutz eine Vorbildfunktion einnehmen.
Zusammenfassend können die Tiny Houses und ihre derzeitige Beliebtheit als Trend gewertet werden. Sie geben eine mögliche Entwicklungsrichtung, hin zu einem nachhaltigen Wohnen und regen zur Reduzierung des eigenen Konsums an. Dass die Minihäuser allerdings auch in der Zukunft beliebt sein werden oder gar an Zuspruch gewinnen, lässt sich nur als Prognose von bisherigen Entwicklungen ableiten, da die Zukunft nicht vorhersehbar ist.
Wohnraum in der Stadt und auf dem Land
Langlebigkeit
Nachhaltiges Wohnen als Trend
Ausblick
Die wissenschaftliche Arbeit „Wohnen auf unter 28 m2 – Tiny Houses: Kurzfristiger Trend oder Zukunft?“ hat nicht nur den Ansatz geliefert, um einige Forschungslücken zu schließen, sondern dabei auch neue Lücken aufgezeigt. Für eine weitere Diskussion über die Beliebtheit und Zukunft der Minihäuser gilt es die Rolle der sozialen Medien bei der Trendentwicklung umfassend zu untersuchen. Außerdem maßgeblich an der Entwicklung der Tiny Houses sind auch die Herstellerinnen und Hersteller beteiligt. Neben der Massenfertigung von Tchibo gibt es auch Firmen, die die Minihäuser als Ferienwohnung oder als mobilen Büroraum anbieten. Dies verändert die ursprüngliche Nutzungsintention des kleinen Wohnraumes. In welchem Umfang dies auf die Tiny Houses, welche als Wohnraum dienen, Einfluss nimmt, ist im Moment noch unklar.
Entscheidend für die zukünftige Entwicklung der Tiny Houses in Deutschland wird auch das Verhalten der Kommunen gegenüber der alternativen Wohnform sein. Dabei muss das Baurecht überarbeitet werden, um für gesonderte Regeln für die mobilen Häuser zu sorgen. Dies würde auch die Entwicklung und Vorkommen der Tiny Houses fördern. Insbesondere temporäre Wohnlösungen sind derzeit noch unattraktiv, da mit der Stellung eines Bauantrages für ein Minihaus nicht nur Kosten, sondern auch lange Bearbeitungszeiten entstehen.
Der Wunsch nach einem kleinen nachhaltigen Haus in der Natur macht, wie die Untersuchung gezeigt hat, das Leben auf dem Land wieder attraktiver. Es bleibt, auch für die Menschen, die noch in ländlichen Regionen leben, zu hoffen, dass sich die Tiny-House-Bewegung positiv auf die Infrastruktur auswirkt und zum Beispiel der umweltfreundliche Nahverkehr aber auch die Lebensmittelversorgung verbessert wird.
Die vollständig transkribierten Interviews werden an dieser Stelle aufgrund ihrer umfassenden Länge von 37 Seiten nicht aufgeführt. Jegliche Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verarbeitung meiner Arbeit bedarf meiner schriftlichen Genehmigung.
Hallo! Für Anfragen diesbezüglich schicke mir bitte eine E-Mail an info@incapitalletters.de
Liebe Grüße
Tati
Hallo Tati
Bei der Suche im Internet über Tiny houses bin ich auf Ihre/Deine Seite geführt worden.
Gibt es die Studie noch ?
Ich habe einen Prototyp gebaut und nun bin ich durch Zufall im Katalog eines Baumarktes gelandet, Jetzt brauche ich einen Businessplan für die Bank..
Habe aber keine Glaskugel
Sicher hast Du schon ein cooles Tiny House…
Ich habe irgendwo gelesen, dass es bereits rund ☀️70 Hersteller für Tiny Houses gibt,
Da habe ich doch mal ne Schnapsidee, muss das nur noch aufs Papier bringen
Hallo Thorsten,
meine Bachelorarbeit mit allen Ergebnissen kannst du oben im Artikel lesen. Eine gedruckte Variante mit den kompletten Umfragen ect. gibt es leider nicht.
Viel Erfolg bei deinem Projekt.
Tati